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Die heimischen Schlangen

Neben einer Einleitung zu den heimischen Schlangen möchte ich diese kurz vorstellen. Sie alle können als harmlos eingestuft werden... Die Kreuzotter ist heute nur noch selten, kaum anzutreffen und - solange nicht Objekt einer Mutprobe - auch nicht gefährlich.

Inhaltsverzeichnis:

  1. [ Einleitung ]
  2. [ Die Ringelnatter ]
  3. [ Die Barren-Ringelnatter ]
  4. [ Die Würfelnatter ]
  5. [ Die Schlingnatter ]
  6. [ Die Äskulapnatter ]
  7. [ Die Kreuzotter ]
  8. [ Die Aspisviper ]
  9. [ Weiterführende Informationen ]

1. Einleitung:
Auch hier in Deutschland, in gemäßigten Breiten, leben Schlangen - zu meinem Bedauern nicht sonderlich viele...
Von den sechs Schlangenarten zählen vier zur Familie der Nattern (Colubridae) und zwei zu den Vipern (Viperidae). (Im Sommer 2017 ist noch eine siebste Art hinzugekommen, die Barren-Rigelnatter, die bislang als Unterart der Ringelnatter galt.) Drei der genannten Arten (Würfelnatter, Äskulapnatter und Aspisviper) sind nur noch mit "Restvorkommen" in Deutschland vertreten.
Alle sechs sind - wie auch die anderen heimischen Reptilien und Amphibien - durch die Bundesartenschutzverordnung unter besonderen Schutz gestellt!

Vor allem wegen der Zerstörung ihrer Lebensräume sind alle diese Schlangenarten gefährdet – manche bereits stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Wenn man also in den Genuss kommt, eine Schlange in freier Wildbahn sehen zu dürfen, sollte man diesen Augenblick genießen und das Tier keinesfalls stören. Vorbildlich wäre es, zum Schlangenschutz beizutragen, indem man andere darüber informiert, wie harmlos und gefährdet unsere heimische Schlangenwelt ist!

Häufig für eine Schlange gehalten

1.1 Die Blindschleiche (Anguis fragilis):

Die Blindschleiche wird oft mit einer Schlange verwechselt...  

Die Blindschleiche ist eine kleinbleibende, völlig harmlose - und entgegen ihres Namens durchaus sehende - Echse, die wegen der fehlenden Beine und länglichen Körperform oft für eine Schlange gehalten wird...


Die Blindschleiche wird oft mit einer Schlange verwechselt...

Wegen ihrer Anpassungsfähigkeit ist die Blindschleiche in Europa weit verbreitet. Sie ist sowohl in Wald und Wiese als auch in Parks und Gärten anzutreffen, führt wegen ihrer eher versteckten Lebensweise aber meist ein Leben im Verborgenen. Sie ist gräulich bis bräunlich, manchmal auch bläulich gefärbt, kann bis 50cm (meist 30-40cm) lang werden und ernährt sich von Regenwürmern, Nacktschnecken und auch Ameisen - und stellt damit eigentlich einen wunderbaren Gartenbewohner dar.
Blindschleichen sind lebendgebärend und bringen ungefähr 3 Monate nach der erfolgreichen Paarung im Frühjahr bis zu 25 Jungtiere zur Welt, die mit nicht einmal 10cm Körperlänge ware Winzlinge sind.
Um einen Angreifer zu verwirren und besser flüchten zu können, kann die Blindschleiche ihren Schwanz abwerfen (Autotomie), der langsam und kürzer wieder nachwächst.

2. Die Ringelnatter (Natrix natrix):

Eine Ringelnatter beim Schwimmen Die wohl bekannteste und am häufigsten Anzutreffende der heimischen Schlangenarten ist die Ringelnatter.
Sie hat eine blau-graue bis grün-graue, manchmal auch bräunliche Grundfärbung. Ihr Hauptmerkmal sind die zwei gelben bis weißen "Halbmondflecken" im Nacken. Meist wird sie nur um 1m lang, es gibt aber auch Exemplare von bis nahezu 2m Länge.
Ringelnattern ernähren sich hauptsächlich von Amphibien, aber auch Fische und kleine Säugetiere werden gefressen.
Im Frühjahr paaren sich die Tiere. Etwa 1 Monat später legen die Weibchen 10 bis 50 Eier, woraus nach weiteren 1 bis 2 Monaten die Jungen schlüpfen.
Die Ringelnatter ist eine Wassernatter, lebt also an Gewässern und in Feuchtgebieten.
Sie kann sich bei Gefahr tot stellen und ein stinkendes Sekret abgeben - ist aber völlig ungefährlich.

3. Deutschland hat eine neue Schlangenart: die Barren-Ringelnatter (Natrix helvetica)

Die Barren-Ringelnatter. Foto: Benny Trapp (CC BY-SA 4.0 license via Wikimedia Commons)

Die Barren-Ringelnatter galt bislang als Unterart der Ringelnatter. Neue genetische Untersuchungen von ca. 1600 Individuen die im August 2017 veröffentlicht wurden, offenbaren erhebliche Unterschiede zwischen den Ringelnatter-Linien (die sich vor etwa 7 bis 8 Millionen Jahren aufgetrennt haben sollen).

Die Schlussfolgerung daraus ist, dass die westlich vom Rhein vorkommende Barren-Ringelnatter (z.B. Südwestdeutschland, Niederlande, Frankreich, England) als eine eigenenständige Art anzusehen ist, Natrix helvetica. Die weiter östlich und nördlich vorkommende Art ist und bleibt die Ringelnatter Natrix natrix. Barren-Ringelnattern haben an den Körperseiten schwarze Flecken, die knapp halb so hoch sind, wie die Körperseite (daher die Bezeichnung „Barren“). Im Vergleich zur (östlichen) Ringelnatter sind die Nackenflecken zudem blasser oder fehlen manchmal auch ganz.

Kindler et al. (2017): Hybridization patterns in two contact zones of grass snakes reveal a new Central European snake species. – Scientific Reports 7. DOI:10.1038/s41598-017-07847-9
Foto Barren-Ringelnatter: Benny Trapp (CC BY-SA 4.0 license via Wikimedia Commons)



4. Die Würfelnatter (Natrix tessellata):

Die Würfelnatter ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Die Würfelnatter ist eine "vom Aussterben bedrohte" Schlangenart.
Ihre Grundfärbung reicht von graubraun bis graugrün und ockerfarben, außerdem ist sie durch eine dunkle V-Zeichnung im Nacken gekennzeichnet, welche allerdings verblassen kann. Die Schuppen sind stark gekiehlt und auf dem Rücken weist sie ihre typische Würfelzeichnung auf.
Sie wird in Mitteleuropa bis zu 1m lang (in Süd- und Westeuropa auch bis 1,5m), lebt als Wassernatter an und in Gewässern und ernährt sich fast ausschließlich von Fischen. Im Gegensatz zu Natrix natrix verbringt sie auch sehr viel Zeit unter Wasser.
Der Ablauf der Fortpflanzung ähnelt dem der Ringelnatter:
Nach der im Frühjahr stattfindenden Paarung werden, im Juni (allerdings "nur") 5 bis 25 Eier abgelegt, woraus nach 1 bis 2 Monaten die Jungschlangen schlüpfen.
Die Würfelnatter ist eine sehr anspruchsvolle Schlange und wegen der Vernichtung ihrer Lebensräume (Umweltverschmutzung, Gewässer- und Uferausbau) "vom Aussterben bedroht".
So werden genaue Bestandskontrollen und Schutzmaßnahmen durchgeführt.
Die Würfelnatter kann ebenfalls ein stinkendes Sekret abgeben und sich tot stellen, ist aber völlig ungefährlich.

5. Die Schlingnatter (Coronella austriaca):

Eine Schlingnatter Coronella austriaca Die Schlingnatter ist eine kleine, grau-braun gefärbte Schlange, die trockenere Plätze bevorzugt. So eignet sich gut besonntes Gelände mit vielen Versteckmöglichkeiten, wie Waldlichtungen und -ränder oder leicht bewachsene Berghänge. Sie wird maximal 80cm lang. Kennzeichnend ist ein dunkles Band zwischen Auge und Maul.
Eine junge (heurige) Schlingnatter
Oft wird sie wegen der dunklen Rücken- und Kopfzeichnung fälschlicherweise
für eine Giftschlange (Kreuzotter) gehalten.
Sie ernährt sich weitestgehend von anderen Reptilien (wie z.B. Eidechsen, Blindschleichen und auch jungen Schlangen), aber auch von kleinen Nagetieren.
Die Schlingnatter ist lebendgebärend und bringt im Spätsommer 3 bis 15 Junge zur Welt.
In Gefahrensituationen soll sie hin und wieder zubeißen - ist aber ungefährlich.

6. Die Äskulapnatter (Zamenis longissimus, ehemals Elaphe longissima):

Die Äskulapnatter (Zamenis longissimus, ehemals Elaphe longissima) Als Symbol der Heilkunst ist der Äskulapstab - und somit auch die Äskulapnatter - bekannt. Ihren Namen verdankt sie dem griechischen Gott der Heilkunst Asklepios.
Ihre Grundfärbung variiert von gelbbraun, bräunlich, olivfarben bis graubraun oder grauschwarz. Außerdem haben viele Schuppen weiße Ränder, wodurch ein weißes Fleckenmuster entsteht.
Sie kann eine Länge von bis zu 2m erreichen und ernährt sich von Kleinsäugern, Eidechsen und Vögeln, sowie deren Eiern.
Nach der Paarung im Frühjahr legt das Weibchen nach gut einem Monat 5 bis 10 Eier. Die Jungen schlüpfen im Spätsommer.
Anzutreffen ist sie vor allem in steinigen, trockenen, mit Büschen bewachsenen Gebieten und lichten Waldregionen (Laubwäldern), wo sie als Kletternatter auch des öfteren hohe Bäume erklimmt.
Auch bei der Äskulapnatter handelt es sich um eine ungefährliche Schlangenart.

[ Änderungen der Taxonomie der Kletternattern (Elaphe) ]


7. Die Kreuzotter (Vipera berus):

Eine heimische Kreuzotter, Niedersachsen Die in Europa am weitesten verbreitete Giftschlange ist die recht bekannte Kreuzotter.
Sie hat einen kurzen, maximal 80cm langen, gedrungenen Körper. Als Grundfarbe kommen braun, grau, blaugrau, gelblich, olivgrün, orange, rotbraun bis schwarz in Frage. Charakteristisch ist eine dunkle X- oder V-Zeichnung auf dem dreieckigen Kopf, sowie ein dunkles Zickzackband auf dem Rücken, welches aber bei manchen (einfarbigen) Tieren fehlt.

Zu ihrem Beutespektrum zählen kleine Säugetiere und Vögel, außerdem Frösche und Eidechsen.
Die Kreuzotter ist - wie fast alle Vipern - lebendgebärend. Etwa 2 bis 4 Monate nach der Paarung im Frühjahr, werden 5 bis 20 vollentwickelte Jungtiere geboren.
Sie bewohnt sehr unterschiedliche Lebensräume, von Mooren bis zu Bergwiesen und Waldlichtungen. Wegen ihres recht hohen Feuchtigkeitsbedarfes meidet sie trockene, zu heiße Plätze.

Auch wenn Bissverletzungen von Kreuzottern nur sehr selten sind, handelt es sich bei diesem Tier nach wie vor um eine Giftschlange - also auf keinen Fall stören oder gar anfassen!
Kreuzottern sind nicht aggressiv und versuchen bei Gefahr immer zu flüchten.
So kann es nur zu einem Biss kommen, wenn man sie stark bedrängt oder versehentlich auf sie tritt.
Ihr Gift verursacht zwar Schmerzen, ist aber relativ "harmlos" - ein Arzt sollte dennoch aufgesucht werden.


8. Die Aspisviper (Vipera aspis):

Die Aspisviper. Foto: Orchi  (CC BY-SA 3.0 license via Wikimedia Commons) Die Aspisviper ist eine kleine Viper mit gedrungenem Körper, die ein recht großes Verbreitungsgebiet hat. Die Grundfärbung reicht von hellgrau, graugelb, graubraun und rotbraun bis orange - auch schwarze Tiere sind bekannt.
Gut erkennbar ist die Rückenzeichnung:
Zwei Reihen dunkler, rechteckiger Flecken, welche auch zu einem Zickzack- oder Wellenband verschmolzen sein können.
Der dreieckige Kopf ist deutlich vom Körper abgesetzt und an der Schnauze leicht "aufgeworfen" (Dadurch lassen sich Vipera aspis und Vipera berus gut unterscheiden). Vom Auge führt ein dunkles "Schläfenband" zum Hals.
Die bis 90cm lange Schlange ernährt sich von kleinen Säugetieren und Vögeln, sowie Eidechsen. Sie bewohnt in Berglandschaften trockene und sonnige Hügel.
Die Fortpflanzung läuft wie bei der Kreuzotter ab.

In Sachen "Gefährlichkeit" gilt bei der Aspisviper das Gleiche, wie bei der Kreuzotter. Allerdings ist ihr (Aspisviper) Gift etwas stärker und es wird empfohlen, im Falle eines Bisses mit Antiserum zu behandeln.

Foto Aspisviper: Orchi (CC BY-SA 3.0 license via Wikimedia Commons)


Weiterführende Informationen:



 

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